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Treibholz des Internets, das mich diese Woche zum Lachen gebracht, zum Nachdenken angeregt, oder die Augen geöffnet hat.

Ausmisten, Aussortieren, Entrümpeln – den entscheidenden Schritt tun
Warum fällt uns das Aussortieren schwer? Dieser ‚zeitzuleben‘ Beitrag beleuchtet die Hinderungsgründe und will uns so beim Entrümpeln helfen, wenn wir nicht mehr weiter kommen.

The Story of Stuff – mit deutschen Untertiteln Weiterlesen

Was ist ein einfaches Leben?

In den kommenden Wochen kannst Du hier jeden Donnerstag eine Beitrag zum Thema Vereinfachen lesen. Zum Einstieg geht es darum, was ein einfaches Leben ist, warum Menschen das wollen, und erste Gedanken dazu, wie wir dorthin kommen.

Was ist ein einfaches Leben?

Unter einem einfachen Leben verstehe ich ein Leben, bei dem ich mich auf das, was mir wirklich wichtig ist, konzentriere; alles andere entferne ich in einem fortlaufenden Prozess, soweit dies möglich ist.

Das Schaffen eines einfaches Lebens, auch downshifting oder Minimalismus genannt, ist ein bewusster Prozess, in dem Menschen sich von einem unreflektierten Konsum und einer ‚Hast-Du-was-dann-bist-Du-was‘ Mentalität abwenden. Weiterlesen

Ist Entrümpeln eine Umweltsünde? Oder: Wie Ausmisten anderen helfen kann

Während ich durch meine Gardrobe sortierte hatte ich immer wieder Kleidungsstücke in der Hand, die ich selten anhabe, manche trug ich nur ein oder zwei Mal. Fehlkäufe, die ich oft im Schlußverkauf zu einem herabgesetzten Preis oder Second Hand erstanden. Im Laden passte das Teil noch, zumindest so einigermassen, und vor allem für DEN Preis.

Es fällt mir schwer, mich von Dingen zu trennen. Natürlich weiß ich tief drin, dass ich besagte Kleidungsstücke in Zukunft nicht öfter tragen werde. Irgendetwas stimmt an ihnen für mich nicht – das Material, die Farbe, der Schnitt, die Passform. Dennoch – diese Dinge haben Geld gekostet und sind eigentlich noch in Ordnung (soll heißen – sie haben keine Löcher oder sind bis zur Unkenntlichkeit ausgewaschen) und ich denke, dass ich sie auftragen sollte anstatt sie „aus einer Laune heraus“ weg zu geben.

Besonders bei Kleidung, die ich mal günstig neu erstanden habe regt sich mein soziales Gewissen. Für dieses Kleidungsstück wurden unnötig wertvolle Ressourcen verschwendet, fruchtbarer Boden, sauberes Trinkwasser und Energie. Von den Arbeitsbedingungen einmal ganz zu schweigen. Ist es nicht ökologisch unverantwortlich, Dinge loszulassen, die ich sicherlicherlich irgendwann einmal  noch brauchen kann?

Drei Gedanken dazu:

  1. Einen Nutzen bringen bestimmte Dinge nur, wenn ich sie wegebe.
    Klar, früher oder später brauche ich natürlich „neue“ Sachen, weil meine derzeitigen Lieblingsstücke aufgetragen sind. Dann könnte ich ja oben genannte Fehlkäufe auftragen. Wenn ich ehrlich bin werde ich das nicht tun; ich werde mir auch dann wünschen, schöne Dinge um mich und an zu haben. In meinem Kleiderschrank/Rumpelkammer nutzen diese Dinge niemandem. Dass „one woman’s trash is another woman’s treasure“ ist erlebe ich oft selbst, wenn ich nach Haushaltsgegenstaenden oder Kleidung suche. Schon oft habe ich mich über kaum getragene Sachen gefreut, die ich in einem Charity Shop / Second Hand Laden / auf dem Flohmarkt entdeckte – hätte die Besitzerin so festgehalten wie ich manchmal hätte ich mir besagtes Teil vielleicht neu kaufen müssen, einschließlich den oben genannte Umweltwirkungen. Gebe ich, findet jemand anderes einen kaum getragenen Hosenanzug / Hose in der richtigen Länge / etc. Wegeben heisst in meinem Fall also auch Großzügigkeit üben.
  2. Entrümpeln hilft, bessere Konsumgewohnheiten zu formen.
    Zwar wird ein übersichtlicher Kleiderschrank nicht unbedingt dazu führen, dass ich Fehlkäufe in Zukunft ganz vermeide. Doch wenn ich nur noch Schönes im Schrank, in der Küche und im Wohnzimmer habe möchte ich, dass es schön bleibt. Ich lasse mit einem Gefühl des Bedauerns los und trauere um die Resourcen, auch aber nicht nur meine finanziellen, die in ein ungewolltes Objekt geflossen sind. Doch ich brauche keine Mahnmale in meiner Wohnung. In den letzten Jahren habe ich mehr und mehr gelernt, qualitativ hochwertigere Dinge (oht gebraucht) zu kaufen. Im Zusammenhang mit dem Projekt333 und durch einen meiner neuen Lieblingsblogs, IntoMind, lerne ich die Ansprüche an meine Garderobe besser kennen und glaube, dass ich so in Zukunft gezielter/bewusster einkaufen werde.
  3. Dinge aufzubewahren / instandzuhalten / zu säubern etc kostet Zeit und Resourcen. Ich bin kein Messi, und die Gefahr, dass wir durch eine Anhäufung von Dingen Stauraum oder eine größere Wohnung mieten müssen ist gering. Doch jedes Objekt in meinem Leben kostet in irgendeiner Form weitere Energie – meine Lebenzeit, Putzmittel, oder Geld es zu ersetzten oder zu reparieren, und wird früher oder später entsorgt, wenn nicht von mir, dann nach meinem Ableben von anderen. Es ist besser, es zu entsorgen, während es anderen noch Nutzen bringen kann.

Ich bin keine geborere Minimalistin. Für mich ist das Entrümpeln immer wieder ein Unterfangen, das mich Überwindung kostet. Über die Vorteile, auch für die Umwelt, zu reflektieren, hilft mir bei dem Prozess. Und ich bin froh, wenn ich auf dem Weg auch anderen helfen kann.

*Mir ist bewusst, dass Charity Shops nicht unumstritten sind; in der Vergangenheit habe ich schon oft Dinge auf freecycle verschenkt, oder auf Ebay Kleinanzeigen oder auf dem Flohmarkt verkauft. Es gibt gezieltere Wege, auf denen man nicht mehr gebrauchte Dinge einem neuen Zweck zuführen kann.

Project333 – es kann losgehen

Startklar. Fast drei Wochen lang habe ich hin- und her überlegt, Bedenken gehabt, gelesen, und sortiert. Doch nun habe ich die 33 Kleidungsstücke ausgewählt, die mich bis Ende Juni begleiten werden. Die Regeln habe ich ein wenig passend gemacht. Für mich ist das Projekt333 nicht nur ein Experiment in Minimalismus; eines meiner Ziele ist auch, mich einfach schöner anzuziehen, daher habe ich mich entschieden, Gürtel und Schmuck nicht miteinzubeziehen. Ich möchte meine Gürtel spielerisch benutzen und wann immer ich dazu komme, Schmuck zu tragen bin ich immens stolz auf mich.

Bereits bevor das Projekt offiziell beginnt, habe ich viel über mich gelernt, mir meine Einstellung zu meiner Kleidung bewusster gemacht, und einigen emotionalen Ballast entdeckt. Als ich mich zuerst für das Projekt zu interessieren begann dachte ich nicht, dass ich Sachen weggeben würde (allerdings dachte ich auch, ich hätte ohnehin nur 40 Kleidungsstücke), und nun sind bereits zwei Tüten in einen Charity Shop gewandert.

Aber nun, tadaa, die 33 Kleidungsstücke:

333-04-06-14

1. Heller Trench coat*
2. Jacke
3. Blauer Blazer*
4. Schwarzer Blazer*
5. Blaue Ballerinas
6. Braune Pumps
7. Sandalen
8. Ankle boots
9. „Spielplatz“schuhe
10. Kleid – rot
11. Etuikleid
12. Schwarze Skinny Jeans
13. Dunkelblaue Jeans
14. Hellblaue Jeans
15. Blaue Hose
16. Strickjacke – rot
17. Strickjacke – blau
18. Lachsfarbendes Oberteil – ähem, meine Handtasche
19. Strickjacke – braun
20. Langarmshirt – grau
21. Langarmshirt – schwarz
22. Bluse – schwarz
23. Bluse – hellblau
24. Bluse – blau-weiß gestreift
25. T-Shirt – Ringel
26. T-Shirt – weiss
27. T-Shirt mit Reißverschluss
28. Ringellangarmshirt
29. Happy T-Shirt
30. Jeansrock
31. Sommerrock
32. Tuch – hellblau
33. Tuch – Blumen

*Die drei Jacken sind nicht auf dem Foto sondern gerade in der Reinigung.

 

Panik auf dem Schlachtfeld

Knapp 50 Kleidungsstücke liegen seit einigen Tagen in unserem Schlafzimmer herum. Bei ihrem Anblick überkommt mich ein Gefühl der Panik. Nicht, weil es aussieht als hätte eine Bombe eingeschlagen, sondern weil in wenigen Tagen mein erstes Project333 beginnt. Bis dahin muß ich meine Garderobe auf nur 33 Teile reduzieren, und nun bekomme ich Muffensausen.

Ich habe genügend Gründe, mich auf das Experiment einzulassen – nicht zuletzt einfach Neugier. Der Widerstand ist manchmal so stark, dass man meinen könnte, ich würde meine restlichen Kleidungsstücke davor schützen müssen, auf der Stelle verbrannt zu werden, nicht davor, für drei Monate in Kisten und Tüten aus meinem Blickfeld zu verschwinden.

Meine Hauptängste:

  • Nicht genug – habe ich wirklich genug Auswahl angemessener Kleidung sowohl fuer die Tage mit meinem Energiebuendel auf dem matschigen Spielplatz und fuer den Workshop, den ich für meinen Job besuchen werde? Muss ich noch oefter waschen als ohnehin schon?
  • Die falschen Sachen – nicht alle meine ‚Lieblingssachen‘ sind dabei, was, wenn ich sie vermisse? Was, wenn eine Hitzewelle kommt, oder ein ploetzlicher Kaelteeinbruch? Oder doch ein formelles Abendessen?
  • Zu wenig Farbe – um möglichst viele Kombinationsmöglichkeiten zu haben, habe ich mich auf wenige Farbschemen beschränkt. Wird mir meine Auswahl nicht doch zu düster, jetzt, wo es Frühling wird?*
  • Nicht die richtige Lösung – ich brauche eine persönliche Stylistin und eine komplett neue Ausstattung. Erst dann hätte ich Kleidung, die ich liebe und die mir wirklich gut steht. Denke ich manchmal. Leider sieht es nicht so aus, als ob eines der beiden Dinge in den nächsten drei Monaten passiert.
  • Das nagendes Gefühl, mich selbst um etwas zu betrügen – ist dieses Projekt nur ein anderer Weg, um mir selbst das Leben schwer zu machen? Ich möchte ein Leben in Fülle leben, und mir nichts versagen müssen.

Der letzte Punkt beschäftigt mich am Meisten – ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Minimalismus, und frage mich, ob ich mir durch das Projekt nicht einfach ein Stück Glück vorenthalte. Feel the fear and do it anyway – Project333 ist ein Experiment. Meine anderen Sachen nicht aus der Welt sondern nur einen Karton weit entfernt sind. Sollte ich wirklich etwas brauchen oder vermissen, werde ich darauf zugreifen können. Nun wieder auf in den Kampf; so schwer kann das ja nicht sein.

*Ich stellte auch fest, dass ich eigentlich sehr wenige farbige Kleidungsstücke habe, dafür, dass ich a) Farbe mag und b) sie weit besser an mir aussieht als schwarz oder grau.

Weniger ist mehr? Mein Project333

Wir alle haben das schon gehört – Frauen beklagen sich darüber, dass ihre Garderobe aus allen Nähten platzt und sie doch „nichts anzuziehen“ haben. Ein Duzend blaue Jeans, zahllose Tops, Blusen und T-Shirts, Jacken und über einhundert Paar Schuhe purzeln aus dem Schrank und kein einziges Teil davon möchte frau tragen. Manche meiner Freundinnen haben Kleidung in drei unterschiedlichen Kleidergrößen im Schrank – eine davon passt, die andere nur nach einer strengen Diät, die andere wenn Job oder Beziehung stressiger ist als üblich und nur Schokolade das Leben noch lebenswert macht. Das Project333 will abhelfen.

Als ich das erste Mal vom Project 333 hörte, war ich davon überzeugt, dass ich dies kein Experiment für mich ist. Saisonal gesehen besitze ich ja ohnehin nicht mehr als vielleicht 40 Teile. Die Idee des Projektes ist, eine Garderobe von 33 Teilen für einen Zeitraum von drei Monaten zu tragen. Letztlich ist es ein nagendes Gefühl der Unzufriedenheit, was meinen Kleiderschrank angeht, das mich dazu bewog, mich doch auf das Experiment einzulassen. (Und natürlich habe ich weit mehr als 33 Kleidungsstücke in meinem Kleiderschrank. Bei 70 hörte ich auf zu zählen, da hatte ich Oberbekleidung, Schuhe, anderes Gedöns und Dinge, die ich saisonal weggepackt hatte, noch nicht einmal angesehen.)

Das Grundsätzliche

  • Wann? Alle drei Monate (es ist nie zu spät anzufangen, so dass man jederzeit dazu stoßen kann).
  • Was? 33 Kleidungsstücke, einschließlich Kleidung, Assessoires, Schmuck, Oberbekleidung, und Schuhe)
  • Was nicht? Ehering oder andere Schmuckstücke, die man nie ablegt, Unterwäsche, Schlafanzüge und Nachthemden, „Gammelklamotten“ (die nur zuhause getragen werden) und Sportkleidung (die man allerdings nur zum Sport anziehen darf) werden nicht mitgerechnet.
  • Wie? Suche 33 Kleidungsstücke aus, und packe alle verbleibenden Kleidungsstücke in eine Kiste, verschliesse diese mit Klebeband und verstaue sie außer Sicht.
  • Was noch? Denke daran, eine Garderobe zusammen zu stellen, mit der Du drei Monate lang leben, arbeiten und Spass haben kannst. Dies ist kein Leidensprojekt ist. Wenn Dir Kleidung nicht passt oder in einem schlechten Zustand ist, ersetze sie.
    (übersetzt von hier)

Und warum? 
Sicherlich gibt es so viele Motivationen wie es Teilnehmer an dem Projekt gibt. Manche wollen ihre Gardeobe aussortieren, andere stellen sich gern der Herausforderung.

Nebem meinem nagenden und unbestimmten Gefühl der Unzufriedenheit mit meiner Garderobe…

  • möchte ich jeden Tag etwas tragen, was ich liebe. Die Realität sieht anders aus. Oft trage ich Dinge, die ich ok finde; sie sind „praktisch“ und nicht kaputt. Kleidung, die ich mir neu kaufe, “schone” ich häufig dadurch, dass ich sie wenig trage; Oft habe ich mich an potentiellen Lieblingsteilen satt gesehen, während sie im Schrank hingen. Meine 33 Kleidungsstücke werden Dinge sein, die ich schön finde; hoffentlich bringt mich die geringere Auswahl dazu, sie zu tragen.
  • gibt es ein paar Teile in meiner Garderobe, die ich wenig anziehe. Ich moechte herausfinden, warum diese das Tageslicht so selten erblicken – weil ich sie „schone“, weil sie nicht zu mir passen, weil ich nicht weiß, wie ich sie tragen kann? Ich hoffe, dass ich meine Garderobe besser kennenlernen.
  • möchte ich es mir leicht machen, mich morgens gut und angemessen anzuziehen.
  • wird sich die Kartons und Tüten mit meinen anderen Kleidungsstücken in drei Montaten anfühlen wie ein Warenhaus. Auch wenn ich nicht besonders materialistisch bin habe ich manchmal Lust auf neue Sachen – ich hoffe, dass mir meine Sommergarderobe in drei Monaten eine willkommene Abwechslung bietet, ohne dass ich in den nächstbesten Laden rennen muss.

In wenigen Tagen geht es los – bisher habe ich etwa 45 Kleidungsstücke identifiziert, und es fällt mir erstaunlich schwer, die letzten 12 auszusortieren und einzupacken. Am 1. April geht es los – dann mehr.