100 Dinge in 100 Stunden, Teil 2

In einer kleinen Serie kannst Du hier jeden Donnerstag Dienstag einen Beitrag zum Thema Vereinfachen lesen. Heute geht es um das Resultat einer kleinen Challenge und darum, was ich dabei gelernt habe.

100 Dinge in 100 Stunden aus zu sortieren hatte ich mir vorgenommen. Das habe ich auch geschafft. Wenn ich das kann, könnt Ihr das auch. Deswegen teile ich heute mit Euch, was ich gelernt habe.

Was ist eigentlich Gerümpel? Während meiner Challenge fiel mir auf, dass ich manche Dinge garnicht so leicht einordnen kann. Ich las folgende Definition “Clutter is any distraction that gets in the way of a remarkable life.” Das gibt Gerümpel einen ziemlich hohen Stellenwert in unserem Leben. Und zeigt auch, dass Gerümpel weder groß noch physisch sein muss. Dann las ich noch: „Gerümpel ist das Ergebnis einer nicht-erledigten Aufgabe.“ Ja: Dinge, die nicht an ihrem Platz sind, oder Knöpfe, die schon lange darauf warten, angenäht zu werden. Als physische Erinnerung an das Unerledigte.

Zählen ist garnicht so einfach. Zähle ich einen Haufen Kleiderbügel als ein Teil oder Jeden einzeln? Zähle ich das, was offensichtlich Müll ist, nur aus irgendeinem Grund noch nicht im Müll gelandet ist? Es geht übrigens nicht nur mir so, auch Minimalismus Urgestein Leo Babauta meint, man müsse selbst bestimmen, was man als einen Gegenstand zähle und was nicht. Letztlich ist die genaue Zahl genauso willkürlich wie unwichtig, sondern eher ein Anhaltspunkt.

Kinder sind die natürlichen Feinde des Minmalisten. Die „Drei-Kisten-Methode“ ist nur was für Erwachsene. Kleinkinder entrümpeln mit der „Was-machen-denn-die-Sachen-in-meinem-Boot/Zelt/Schlitten-und-wie-weit-kann-ich-sie-wegschleppen-bevor-Mama-mich-fängt-Methode“. Ausmisten ging also am Besten in der Mittagspause, Abends, oder in sehr kurzen Einheiten, in denen Miss Bee etwas zerstören konnte, was ich gerade als „Müll“ aussortiert hatte.

Das Kleinkind - der "Feind" des Minimalisten

Das Kleinkind – der „Feind“ des Minimalisten (und der sauberen Kameralinse)

Das Wissen, dass die Gegenstände noch vollkommen in Ordnung sind, macht aussortieren schwer. Julia schrieb neulich, dass ausmisten unter anderen so schwierig sei, weil man erst einen geeignete Gelegenheit finden müsse, um diese Dinge loszuwerden. Einige Dinge, die ich aussortierte sind durchaus brauchbar, aber will sie jemand haben? Die Schnabeltasse zum Beispiel (ein Freebie) ist nicht benutzt – im Charity Shop können sie die aber nicht mehr verkaufen, weil sie nicht originalverpackt ist.  Ich werde versuchen, diese Dinge auf freecycle loszuwerden statt sie weg zu schmeißen. Dauert aber eine Weile.

100 Dinge in diesem Zeitraum loszuwerden ist wahrscheinlich einfach. Will man die Dinge aber fachgerecht entsorgen (CDs zum Beispiel) oder gar einer weiteren sinnvollen Nutzung zukommen lassen wird es schon schwieriger, dies in 100 Stunden zu schaffen. Mir ist wichtiger, die „Entsorgung“ so umweltschonend wie möglich vorzunehmen als mich an den Zeitraum zu halten. Daher habe ich in den nächsten Tage noch einiges zu erledigen.

100 Dinge weniger fallen überhaupt nicht auf. Traurig, aber wahr. Wer ein sichtbares Ergebnis haben möchte, muss sich entweder größere Dinge vornehmen, oder es mal mit 500 versuchen. Die schlimmsten Gerümpelherde bin ich angegangen, doch manches bleibt sicherlich noch zu tun.

 

Und für die von Euch, die sowas mögen unten eine Liste der Dinge, von denen ich mich verabschiedet habe. Zusätzlich habe ich noch einiges anderes weggeschmissen, doch alles aufzulisten führt zu weit.

 

Wieviel? Ding Wohin?
5 Drahtbügel zurück in die Reinigung
6 Plastikbügel Charity Shop
2 Lipgloss Müll
1 Lippenpflegestift Müll
1 Stapel Flyer Recycling
5 CDs teils verschenkt, Rest noch zu entsorgen
3 DVDs Charity Shop
1 Perlengecko, selbstgemacht Müll
1 Badeanzug H&M concious
1 Mütze H&M concious
1 Jogginghose H&M concious
5 Socken H&M concious
5 Unterhosen H&M concious
2 Hosen H&M concious
1 Schlafanzug H&M concious
1 BH Charity Shop
3 Unterhemden H&M concious
1 Oystercard zurückgegeben und Pfand eingesteckt
1 Kulli zur Arbeit mitgenommen
1 Regenmantel Charity Shop
1 Wintermantel Charity Shop
1 Kinderplastikbügel Charity Shop
3 Geldscheine umgetauscht
1 First Aid Ointment Müll
2 Duschvorhang Müll
1 Piratenhut Recycling
1 Sommerjacke Zurückgeschickt
1 Wickelunterlage Charity Shop
1 Eisschachtel zurückgegeben
2 Tomatensuppe (Dose) Im Supermarkt food scheme gespendet
1 Plastikspielteil Charity Shop
1 Muttermilchbeutel zu erledigen
1 Stelisiertabs für Flaschen etc zu erledigen
1 Erkältungsmedikament verschenkt
2 Pappdosen verbastelt
3 Brausetabletten Müll
1 Probiotics Nahrungsergänzung Verbraucht
1 Plastiklöffel Freecycle
1 Stapel Papier Recycling
1 Haartönung Charity Shop
1 Nasenstöpsel Müll
1 Teelichthalter + Teelichter Verstaut (gehören dem Vermieter)
1 Namenschild zur Arbeit zurückgebracht
1 Schlüssel von altem Job zurückgegeben
1 Schnabeltasse Freecycle (noch zu erledigen)
5 Zeitschriften Charity Shop
1 Heilerde Kompost
1 Bürste Charity Shop
3 Ohrringe Charity Shop
1 Kette Charity Shop
1 Schwimmbrille Müll
3 Schwimmkappen Charity Shop
1 Salzstein Im Park freigelassen
1 Mundspray Müll
1 Makeup Charity Shop
1 Schlüsselanhängsel als Spielzeug freigegeben
1 Mütze Repariert
1 Stulpen Repariert
2 Knöpfe Repariert
1 Kaffeemacher in Benutzung gebracht
1 Schlüsselband Charity Shop
2 Leere Dosen Müll
1 Makeuptäschchen – Freebie Charity Shop
4 Freebies (Waschmittel, Zahnpasta) Verbraucht bzw zum Verbrauch bereitgestellt
8 Bücher Charity Shop
119 Total

15 Gedanken zu „100 Dinge in 100 Stunden, Teil 2

  1. Cynthia alias Rübenigel

    Ich steh grad auf dem Kabel… vielleicht magst Du mir runter helfen: Was ist H&M concious?
    Ansonsten finde ich die Aktion prima. Vielleicht gönne ich mir auch so eine konzentrierte Aktion. Ich führe ja bei meiner Entsorgungsaktion in der Linsensenkrechtstellerei eine Liste: http://moinuntschuess.wordpress.com/linsensenkrechtstellerei/

    Ich könnte gerade gut ein bisschen Motivation gebrauchen. Und so ein paar konzentrierte Tage, wo auch mal mehr gezielt den Trennungsweg geht… das könnte mir vielleicht helfen. Manchmal finde ich es nämlich doof, dass ich mich da doch ein wenig beschränkt habe. Der Beschränkung steht andererseits die Angst, irgendwann nix mehr zum Entsorgen zu haben entgegen. Den inneren Knoten (den ich selbst ziemlich affig finde) habe ich bisher noch nicht lösen können.

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    1. Dina Autor

      H&M sammelt im Rahmen der concious Kampagne ein; diese werden gespendet oder recycled (und der Spender bekommt einen Einkaufsgutschein). Ich habe dort die Klamotten abgegeben, die nicht Charity-Shop geeignet waren. Was ich mit dem Gutschein mache weiss ich allerdings noch nicht.
      Ich glaube, Menschen sind echt unterschiedlich – ich koennte mir nicht vorstellen, jeden Tag eine Sache zu finden, die ich rauswerfen will; nimmt das Entruempeln dann nicht ziemlich viel Raum ein?
      Noch ein Gedanke – wenn im Aeusseren wirklich irgendwann nichts mehr zu entruempeln ist, dann gibt es ja noch das Innere 🙂

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      1. Cynthia alias Rübenigel

        Bei mir entrümpelt es innen bei fast jedem Äußeren mit 😉 . Das war ja auch ein Gedanke von mir, der mich die Aktion hat starten lassen… Es gibt ‚innen‘ das ein oder andere zu ent-sorgen. Ich merke schon, dass das jetzt mehr und mehr an die Oberfläche kommt.

        Ich finde es nicht besonders schwierig, jeden Tag etwas zu finden, was gehen darf. Eigentlich drängt sich jeden Tag von allein etwas auf… also SUCHEN muss ich jedenfalls nicht. Die Entscheidung letztendlich zu treffen, WAS gehen soll… die fällt mir nicht immer leicht. Dann ist es gut zu wissen, dass ich noch ganz viele Entscheidungstage vor mir habe. Wovon ich mich heute nicht trennen mag, das ist in drei Tagen schon Geschichte.

        Von dieser H&M-Kampagne habe ich tatsächlich nix mitbekommen. Einer der Nachteile, wenn man eher ländlich wohnt. Ich habe ja beschlossen, alle Klamotten an ein soziales Projekt zu spenden. Aber wenn die nicht alles nehmen, dann wäre H&M vielleicht eine Alternative.

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      2. Dina Autor

        Hm, ich glaube, mir wuerde das schlicht nicht schnell genug gehen, aber ich finde es spannend, wie unterschiedlich Menschen dies angehen.
        Ehrlich, die Dinge, die ich bei der grossen schwedischen Modekette abgegeben habe, haette kein soziales Projekt mehr gebrauchen koennen; nicht mal mehr zum Putzen.

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      3. Cynthia alias Rübenigel

        Mein Plan ist ja: MINDESTENS ein Ding täglich. Es dürfen mehr sein. Ich habe es mir bewusst offen gehalten. Wenn ich z. B drei Dinge für den Bauhof zum Recycling habe, dann nehme ich die und teile sie nicht auf drei Tage auf.

        Ich sehe schon deutlich Erfolge. Nicht überall, aber in einzelnen Bereichen. Die Büroschubladen z. B. sind inzwischen so übersichtlich, wie sie nicht mal waren, als ich hier eingezogen bin. Und ich habe tatsächlich meinen ganzen Schmuckkram mal an einem Platz und nicht überall rumliegen.

        Neue Ordnung entsteht quasi nebenbei. Ein sehr schöner Effekt.

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  2. Robert

    Ein kleiner Trost, auch nach 700 entledigten Dinge bemerkt man eigentlich nicht, dass etwas entsorgt wurde, ausser, dass man nicht mehr so viel aufraeumen muss.

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    1. Dina Autor

      Danke für den Zuspruch – auch wenn er ein bissche zwiespältig ist. Für ‚weniger aufräumen‘ bleibe ich trotzdem am Ball.

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  3. widerstandistzweckmaessig

    Um ein Ergebnis zu sehen empfiehlt es sich nicht wahllos zu entrümpeln sondern in Bereichen. Erst einmal z.B. eine Lade oder einen Schrank, auf jeden Fall aber sich auf ein Zimmer zu konzentrieren. Dann wird das Ergebnis spürbar und das spornt zu weiteren Taten an.

    lg
    Maria

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    1. Dina Autor

      Liebe Maria – ja das stimmt. Vielleicht habe ich mich nicht klar ausgedrückt. Ich habe mich auf die Gerümpel-Hotspots in unserer Wohnung konzentriert, und denen sieht man das Weniger vielleicht schon an. Doch so häufig sehe ich dann doch nicht in meine Sockenschublade. Durch die Konzentration auf die Hotspots gibt es noch etliche weitere Bereiche, in denen so eine Aktion nötig wäre. Motivation habe ich auf jeden Fall noch; doch ich denke, dass ich nicht unbedingt noch einmal eine Challenge brauche, sondern die Bereiche nach und nach, wenn Zeit ist, angehe.

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  4. Tanja Heller

    Ab minus 700 hab ich’s letztes Jahr erst gemerkt. Zum Schluss hab ich alle Schränke den Studenten in meinem Haus geschenkt und mir kleinere gekauft und logisch eingeräumt. Plänchen gemalt. Die Studenten hatten dann so ein leichtes Erstickungsgefühl in ihrer vollgestopften Wohnung. 🙂 Das Gute am Plastikentsorgen ist, dass kaum noch was übrig bleibt oder man die Sachen ersetzt, die einem wichtig sind. Allerdings hab ich fast alles nur weggeschmissen, weil ich sonst nicht fertig geworden werde und nicht noch mehr Zeit mit meinem Besitz verbringen wollte. Wir leben nun mal in einer Überflussgesellschaft. Also: immer weiter und viel Spaß, liebe Dina. Ein bisschen vermisse ich das befreiende Gefühl des Ausmistens.

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    1. Dina Autor

      Hallo Tanja, ich in den letzten Wochen einige Male in Kommentaren gelesen, dass Menschen das Ausmisten vermissen. Wirklich vorstellen kann ich es mir noch nicht, aber ich werde mir Mühe geben, den Prozess zu geniessen. Viele Grüße!
      P.S. Ich glaube, gerade mit Kind kommt man um das Wegschmeissen nicht umhin; das müllvermeidende Entsorgen empfinde ich als sehr arbeitsaufwändig.

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  5. vonallemzuviel

    Wow, du hast es tatsächlich geschafft, Glückwunsch! 🙂 Reicht dir das denn jetzt fürs erste oder hast du schon neue Pläne?

    Dass es so viele gibt, die das Ausmisten vermissen, finde ich erstaunlich – ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich irgendwann mal fertig bin… Und ich sage nach inzwischen rund 1300 aussortierten Dingen: die sieht man leider auch noch nicht. Oder gewöhnt man sich durch das schrittweise Vorgehen bloß viel zu schnell an den neuen Zustand? Ich sollte mal Vorher-Nachher-Fotos machen 😉

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    1. Dina Autor

      Ich denke, Du gewöhnst Dich durch das schrittweise Vorgehen an die gewonnene Leere. Andersherum ist es jedenfalls bei mir so; ich merke garnicht, wie sich die Kleinigkeiten, die ich ins Haus schleppe summieren. Bei meinem Umzug vor vier Jahren habe ich fünf Bücher mitgenommen. Mittlerweile stehen sicherlich 100 im Regal, ohne Kinderbücher. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte 😉
      Ich habe tatsächlich noch ein wenig weiter gesucht und gesammelt. Allerdings habe ich auch gemerkt, dass es eher die Technologie ist, die mein Leben so voll erscheinen lässt, InformationsOverload. Das steht eher an, und ist für mich sicherlich noch schwerer.

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  6. Tanja Heller

    Ich hab noch 8 Plastikverpackungen, die ich durch Glas ersetzen will wie 3 Cremes. Ansonsten bin ich am Ziel. Hab nachts 2 Rechnungen weggeschmissen und mich richtig leer gefühlt. Haha! Ja, es ist wirklich sehr leer hier. Buch hab ich keins. Ich finde kein veganes Shampoo, das so richtig gut für meine Haare ist. Dokumente auf dem Computer, da kann ich kaum Ordnung halten oder löschen. Was mache ich jetzt mit meiner ganzen freien Zeit? 🙂

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